Archive und Archivare in Franken im Nationalsozialismus

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Hardcover:
Format: 24,0 x 17,0 cm
Seiten: 584
mit ca. 50 farbigen Abbildungen
• ISBN: 978-3-940049-25-4
• Erscheinungsjahr: 28.03.2019
• Auflage: 1
• Autoren: Herausgegeben von Fleischmann, Peter; Herausgegeben von Seiderer, Georg

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Artikelnummer: 2827865abbfranconia_10_archive_nationalsozialismus Kategorien: , , Schlagwörter: , , , ,

Beschreibung

(= Franconia – Beihefte zum Jahrbuch für fränkische Landesforschung (10))

In demokratischen Staaten werden Archive gerne als ,Gedächtnis des Staates“ und als ,Häuser der Geschichte“ bezeichnet. Doch welche Auswirkungen hatte die Diktatur zwischen 1933 und 1945 auf diese Einrichtungen und wie verhielten sich die darin tätigen Archivare und Historiker?
Diese Fragen werden am Beispiel der vier staatlichen sowie fast aller kommunalen und kirchlichen Archive in Franken auf vielfältige Weise untersucht. In 25 Beiträgen analysieren ausgewiesene Experten die Identifikation mit der nationalsozialistischen Ideologie, die von Resilienz über Anpassung bis hin zu fanatischer Parteinahme reichte. Es werden zeittypische Einwirkungen auf die fachliche Arbeit und die Folgen des ,Dritten Reichs“ in den Blick genommen. Für die meisten Akteure stellte der Zusammenbruch des Regimes keinen wesentlichen Einschnitt in ihrer Biographie dar.
Die Herausgeber: Prof. Dr. Peter Fleischmann ist Direktor des Staatsarchivs Nürnberg und außerplanmäßiger Professor für Bayerische und Fränkische Landesgeschichte, Prof. Dr. Georg Seiderer ist Professor für Neuere Bayerische und Fränkische Landesgeschichte und Volkskunde an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Rezensionen:

Wie schon der Titel andeutet, stehen im Zentrum der Betrachtung die Archive als Einrichtung, in besonderer Weise dann aber auch Personen, die in ihnen wirkten. Das Ziel der Tagung haben die Herausgeber wie folg umrissen: (S. XI) „Am Beispiel einer Region sollte untersucht werden, wie sich die Diktatur auf die Staatsarchive, die Kommunalarchive und die kirchlichen Archive ausgewirkt und wie sie in diesen Einrichtungen Einfluss genommen hat. Noch viel wichtiger war die Frage nach den Archivaren und Historikern, für die die Jahre 1933 oder 1945 möglicherweise einen Bruch in ihrer Biografie ergeben haben.“

In ihrem konzisen Vorwort resümieren die Herausgeber problemorientiert die vielfältigen Entwicklungen und Phänomene, die in den einzelnen Beiträgen konkret fassbar sind und in der Gesamtschau anschaulich zeigen, „wie bruchlos sich Archivare und Archivpfleger seit 1933 in den Dienst des nationalsozialistischen Staats gestellt haben“ (S. XII). Aus der Fülle dessen, was in den insgesamt überzeugenden Beiträgen beschrieben und analysiert ist, können auch hier nur einig Hinweise gegeben werden. Bekanntermaßen haben die Archive nach 1933 für den Zweck des sogenannten „Ariernachweises“ eine völlig neue Bedeutung gewonnen, die zu einer verstärkten Nutzung führte. Wie die Archive darauf reagierten, und welche Konkurrenzsituation zwischen kirchlichen und staatlichen Stellen, insbesondere auch mit dem Reichssippenamt in Berlin, daraus entstanden, ist in mehreren Beiträgen angesprochen.

Zu den typischen Erscheinungen des Archivwesens zwischen 1933 und 1945 zählten natürlich auch in Franken verantwortungsbewusst durchgeführte Maßnahmen zum Schutz des Archivguts als Kulturgut durch Verlagerung und Bergung, die in mehreren Ausätzen beschrieben werden. Dazu merkt Georg Seiderer zu Recht an, „dass sie zugleich als Teil der deutschen Kriegsführung und der Funktionserfüllung von Amtsträgern im nationalsozialistischen Staat begriffen werden“ müssen (S. 65).

Den beiden Herausgebern, die auch selbst Beiträge geliefert haben, und den übrigen 22 Autorinnen und Autoren ist sehr für diesen zügig veröffentlichten Tagungsband zu danken, mit dem die Forschung zum Archivwesen im Nationalsozialismus einen wesentlichen Schritt nach vorne gemacht wird. Die Beiträge basieren auf soliden Quellenstudien und bieten reichhaltiges Material für die notwendige weitere Diskussion, die über Franken hinaus im Rahmen einer Archivgeschichte des 20. Jahrhunderts zu führen ist. (Rezension: Robert Kretzschmar)

 

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