Dieter J. Weiß (Hrsg.): Fränkische Lebensbilder Band 26 – Neue Folge der Lebensläufe aus Franken (= Reihe VIIa der Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte)
Im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Arbeit der Gesellschaft für fränkische Geschichte steht die Erforschung der Geschichte, Kunst und Kultur Frankens in all ihren Facetten. Die Ergebnisse dieser Arbeit, die herausgegebenen Publikationen und Schriftenreihen, sind allgemein zugänglich und sollen dazu beitragen, dass die Geschehnisse der Vergangenheit in der Gegenwart besser verstanden werden.
Die „Fränkischen Lebensbildern“ bilden eine eigene Schriftenreihe innerhalb der Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte. In dieser Reihe erscheinen regelmäßig „Neue Folgen der Lebensläufe aus Franken“ – so der Untertitel der Reihe. Nun ist, nach Band 25 im Jahr 2018, noch vor dem Jahreswechsel, Band 26 erschienen, der einen Bogen vom 11. Jahrhundert bis in die Gegenwart spannt.
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Lebensbilder vom Hochmittelalter bis zur Renaissance
Insgesamt dreizehn Lebensläufe sind in Band 26 der Fränkischen Lebensbilder enthalten, der den Leser so auf eine Zeitreise durch elf Jahrhunderte fränkische Geschichte mitnimmt.
Diese „Zeitreise“ beginnt im Hochmittelalter mit Roman Tischers Abhandlung über Bischof Gunther von Bamberg († 1065), eine konträre und facettenreiche Figur des ausgehenden 11. Jahrhunderts und dessen Pilgerreise ins Heilige Land.
Das Leben und Wirken von Berthold von Andechs (um 1182 bis 1251), Patriarch von Aquileia, der der im Hochmittelalter einflussreichen Dynastie der Grafen von Andechs angehörte, ist Thema des Aufsatzes von Michael Hetz.
Konrad von Weinsberg (um 1370 bis 1448) gilt als einer der geschicktesten Finanzpolitiker und Verwaltungsexperten des Spätmittelalters, schloss europaweit spektakuläre Handelsgeschäfte ab und diente unter zwei Königen. Sein Leben wird von Kurt Andermann nachgezeichnet.
Im Übergang vom Spätmittelalter in die Renaissance und während der kulturellen Blütezeit der Epoche Tilman Riemenschneiders lebte Lorenz von Bibra (1459 bis 1519), Bischof von Würzburg, dessen Leben und humanistische Ausrichtung von Wolfgang Weiß in den Blick genommen wird.
Fränkische Persönlichkeiten aus dem 18. und 19. Jahrhundert
Ein kleiner zeitlicher Sprung bringt den Leser ins 18. Jahrhundert und zu Johann Faccius (1698 bis 1775). Diesem wenig beachteten, aber sehr beachtenswerten Coburger Schul- und Kirchenmann, Philosophen und Philologen, Pietisten und Aufklärer, widmet sich Stefan Borchers.
Die Lebensläufe der Brüder Karl Theodor Graf zu Pappenheim (1771 bis 1853) und Albert Graf zu Pappenheim (1777 bis 1860) markieren den Übergang vom Ancien Régime zum Konstitutionalismus. Dieter J. Weiß, Herausgeber der Fränkischen Lebensbilder, zeichnet in seinem Beitrag die verschlungenen Lebenswege der Brüder und deren Weg vom Reichsdienst zu Standesherren nach.
Etwa zeitgleich mit den Brüdern von Pappenheim lebte Franz Seraph Freiherr von Lerchenfeld (1776 bis 1846), der nach der Neuordnung der kirchlichen Verhältnisse infolge der Säkularisation der erste Dompropst des Bamberger Metropolitankapitels wurde, mit dem sich Norbert Jung in seiner Abhandlung befasst.
Lebensläufe als Zeugen der jüngeren fränkischen Geschichte
Den Namen August Stoehr (1869 bis 1920) verbindet man in Würzburg in erster Linie mit dem Fränkischen Luitpoldmuseum und der Keramikforschung. Dass sein Leben noch viel facettenreicher war und er sich auch als Architekt, Künstler, Lehrer und Autor einen Namen machte, wird durch den Aufsatz von Frauke van der Wall deutlich.
Der erste (und einzige) Lebenslauf einer Frau in diesem Band der Fränkischen Lebensbilder, der Malerin Johanna von und zu Aufsess (1872 bis 1955), wird von Karl F. Rohleder vorgestellt. Johanna von und zu Aufsess wurde nicht nur als Künstlerin bekannt, sie setzte sich auch Zeit ihres Lebens für Frauenrechte ein.
Max Spindler (1894 bis 1986) war der Gründer des Instituts für Bayerische Geschichte an der Ludwigs-Maximilians-Universität in München und damit einer der wirkmächtigsten Historiker der bayerischen Nachkriegsgeschichte. Und er war Franke. Markus Christoph Müller beleuchtet das Leben Spindlers und seinen wissenschaftlichen Werdegang.
Das Leben von Lorenz Gürsching (1895 bis 1970), einem gebürtigen Winzersohn aus Nordheim, steht im Mittelpunkt der Abhandlung von Ute Feuerbach. Sie zeichnet seinen Weg zum Bundesfinanzhofrichter in der Weimarer Republik nach – ein Paradebeispiel des sozialen Aufstiegs und der Karrieremöglichkeiten, die sich erst durch die Bildungschancen des mehrgliedrigen Schulsystems ergaben.
Die Lebenszeit des Historikers Otto Meyer (1906 bis 2000) umfasst beinahe das gesamte 20. Jahrhundert. Philipp T. Wollmann stellt ihn als bedeutende Persönlichkeit und Zeitzeuge zweier Weltkriege, des Aufstiegs und Niedergangs des Nationalsozialismus, der entbehrungsreichen Nachkriegszeit, des wirtschaftlichen Aufschwungs und der Wiedervereinigung vor.
Den Abschluss des 26. Bandes der Fränkischen Lebensbilder macht der von Erich Schneider vorgestellte Lebenslauf des Schauspielers und Malers Veit Relin (1926 bis 2013), der als langjähriger Leiter des Torturmtheaters in Sommerhausen die Kultur in der Region entscheidend mitgeprägt hat.
Diese 13 Lebensläufe, die unterschiedlicher nicht sein könnten, vereint doch eines: Sie spiegeln die Vielfalt der fränkischen Geschichte über elf Jahrhunderte hinweg wider und machen das Wirken von Persönlichkeiten in den verschiedensten Bereichen sichtbar.
„Fränkische Lebensbilder Band 26 – Neue Folge der Lebensläufe aus Franken“, herausgegeben von Dieter J. Weiß, ist als Band 26 der Reihe VIIa der Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte mit der ISBN 978-3-86652-726-3 als fadengehefteter Festeinband im Verlag PH.C.W. SCHMIDT erschienen. Der Ladenpreis beträgt 37,00 €.