Köln ist seit jeher ein Ort mit einer sehr eigenen Kultur und Tradition, der zugleich mit Menschen unterschiedlicher Herkünfte und Geschichten in Kontakt kommt und sich von diesen inspirieren lässt. Geschichte und Bräuche schlagen sich im Alltag nieder – und wo findet die kölnische „Art de vivre“ mehr Ausdruck als in der Esskultur? Autor Thomas Coenen, der passenderweise über ein Kölsch-Diplom an der Akademie för uns kölsche Sproch verfügt, hat in jahrelanger Arbeit die Entwicklung der kölnischen Esskultur nachverfolgt und legt nun ein Buch vor, das auf 370 Seiten die Geschichte Kölns mit praktischen Tipps und konkreten Rezepten bereichert. Erfahrene und Amateur-Köche können sich so bilden und bereichern lassen – und bleiben dabei nicht hungrig.
Die Geschichte Kölns einmal ganz praktisch
Die Geschichte unserer Vorfahren hat eine Vielzahl von Aspekten, die es sich zu betrachten lohnt. Gerne unter den Tisch fallen bei all den Daten und Fakten dann aber oft die Aspekte des täglichen Lebens, die über Alltag und Lebensweisen der letzten Jahrhunderte unglaublich viel aussagen könnten. Dass nun aber die Geschichte Kölns durch die Linse der alltäglichen Speisen und Gewohnheiten betrachtet wird, macht die Reichhaltigkeit dieses Buches aus und birgt seine ganz eigene Praxisbezogenheit. Das alte Köln wird so schmackbar, fühlbar, erlebbar – und schleicht wie nebenbei kleine Wissensbissen ein. Wussten Sie zum Beispiel, dass Froschschenkel – heute eher als eine ungewöhnliche Delikatesse bekannt – im Mittelalter durch die weite Verbreitung von Fröschen auch im Stadtgebiet leicht verfügbar und daher für alle Schichten erschwinglich waren?
Köln als ein Schmelztopf von Kulturen
Aufgrund der besonderen Lage von Köln war die Stadt sehr früh schon auf den Handel angewiesen, um die Versorgung mit Lebensmitteln zu garantieren, noch verstärkt durch das Aufkommen der Wallfahrten. Besucher aus aller Herren Länder verweilten in der Stadt und brachten ihre eigenen Essgewohnheiten und Lebensmittel mit. Und auch wenn es in der kölnischen Geschichte ein Auf und Ab der Versorgungslage gab, blieb insgesamt eine Reichhaltigkeit und Vielseitigkeit der Esskultur erhalten, die im vorliegenden Buch anschaulich und gut nachvollziehbar herausgearbeitet wird. Dass beispielsweise wegen der Fastenzeiten auch schon im 14. Jahrhundert Milch durch Mandelmilch ersetzt werden musste, ist nur eine der vielen neuen Erkenntnisse, die man sich mit Lektüre von Thomas Coenens Buch aneignen kann, und die Entwicklungen in der deutschen Esskultur in ganz anderem Licht erscheinen lassen.
Coenen, Thomas: „Ollapotrida, Kuschelemusch un Ähzezupp. Die Geschichte der kölschen Esskultur – Die gehobene Küche“, gedruckt in der Verlagsdruckerei Schmidt, ist erschienen und erhältlich beim Verlag stück kölle, ISBN 978-3-9818080-1-8, Ladenpreis 39,90 €.