Stefan Fischer: „Klosterspuren – die dörfliche Wirklichkeit 1750–1820. Das Leben in den Dörfern Ingenried, Irsee, Leinau, Pforzen und Rieden“, herausgegeben von der Verwaltungsgemeinschaft Pforzen
Die Verwaltungsgemeinschaft Pforzen mit ihren Teilgemeinden Irsee, Rieden und Pforzen blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. Anhand archivischen Quellenmaterials, das Aufschluss gibt über das Leben in den damaligen Dörfern, die Beziehungen ihrer Bewohner zueinander und zum Kloster Irsee, hat es sich Stefan Fischer in seiner wissenschaftlichen Edition zur Aufgabe gemacht, dem damaligen Alltag der Dorfbewohner nachzuspüren.
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Geschichte erlebbar dargestellt und begehbar gemacht
Entstanden ist ein sehr aufschlussreiches und interessantes Werk über eine Dorfgemeinschaft, in der – damals wie heute – die Verwaltung mit ihren täglichen Anforderungen eine große Rolle im Zusammenleben spielte.
Beiträge unter dem Titel „Wie es gewesen sein könnte“ schildern anschaulich einzelne alltägliche Situationen. Eine besondere Funktion kommt dabei Bildern und Illustrationen aus dem späten 19. und dem Anfang des 20. Jahrhunderts zu, die zwar nicht original aus der untersuchten Zeit stammen, für den Leser jedoch einen gewissen Wiedererkennungswert haben, was den Vergleich mit dem heutigen Lebensumfeld und mündlich berichteter Vergangenheit angeht.
Das Leben im Klosterland Irsee
Das ehemalige Benediktinerkloster Irsee übte über viele Jahrhunderte die weltliche und de facto auch die geistliche Obrigkeit über die Region aus und prägte das Leben in den umliegenden Gemeinden enorm.
Im ersten Kapitel des Werkes von Dr. Stefan Fischer wird zunächst die geschichtliche Entwicklung der fünf im Umfeld des Klosters gelegenen Gemeinden Ingenried, Irsee, Pforzen, Leinau und Rieden überblicksartig nachgezeichnet, bevor sich die beiden darauffolgenden Kapitel mit der Geschichte des Klosters Irsee von seiner Gründung im Mittelalter bis zu seiner Aufhebung im Jahr 1802 sowie mit der Mediatisierung und Säkularisation beschäftigen.
Im Anschluss daran beschreibt der Autor die Beziehungen der Untertanen aus den Dörfern zu ihrer Herrschaft im Kloster und lässt die Leser in das ländliche Leben eintauchen: dörfliche Organisation, bäuerliche Landwirtschaft und Handwerksbetriebe werden dabei ebenso thematisiert wie Hygiene, Kleidung, Bräuche und Feste. Auch dem Straßenwegenetz zwischen den Dörfern und dem Kloster wird ein eigenes Kapitel gewidmet, ebenso dem Schulwesen.
Zuletzt rücken die Umstrukturierung und die damit einhergehenden umfangreichen Änderungen in der Verwaltung, dem Steuerwesen, der Boden- und Agrarverfassung und die Neuformation der Pfarreien der ehemaligen Klostergemeinden nach der Säkularisation in den neuen bayerischen Staat in den Mittelpunkt – und damit nicht zuletzt auch die Metamorphose der Dorfbewohner von Grunduntertanen zu Staatsbürgern.
Mithilfe von archivischem Quellenmaterial und erweiterter Forschungsliteratur eröffnen die „Klosterspuren“ eine faszinierende Welt in die Vergangenheit der Gemeinschaft und ihrer Bewohner.
Stefan Fischer: „Klosterspuren – die dörfliche Wirklichkeit 1750-1820. Das Leben in den Dörfern Ingenried, Irsee, Leinau, Pforzen und Rieden“, herausgegeben von der Verwaltungsgemeinschaft Pforzen, erschienen im Verlag PH.C.W. SCHMIDT, Neustadt an der Aisch, ISBN 978-3-87707-232-5, Ladenpreis 19,90 €.