Florian Gerald Obrecht: Kaiserstadt und Sonnenkönig – Die Außenbeziehungen der Reichsstadt Aachen mit Frankreich während des Holländischen Krieges 1672–1679
Das 17. Jahrhundert war für die Reichsstadt Aachen – wie auch für etliche andere Orte in Europa – ein Jahrhundert des Umbruchs. Es war geprägt von einschneidenden Ereignissen, viele davon kriegerischer Natur. Als größte Katastrophe muss der Dreißigjährige Krieg bezeichnet werden, doch auch die zahlreichen Kriege, die König Ludwig XIV. im Lauf seiner langen Herrschaft gegen immer neue Koalitionen führte, betrafen oft weite Teile Westeuropas.
Der Holländische Krieg ist ein Paradebeispiel für die aggressive Außenpolitik Ludwigs in seinen frühen Herrschaftsjahren. Besonders davon betroffen, allein durch die räumliche Nähe zum Hauptkriegsschauplatz, war auch die Stadt Aachen, die unweigerlich in den Konflikt mit hineingezogen wurde.
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Aachen als Ort der deutsch-französischen Begegnung
Das vorliegende Werk mit dem schönen Titel „Kaiserstadt und Sonnenkönig“ wurde von Florian Gerald Obrecht im September 2021 an der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn als Dissertation eingereicht und erscheint nun als Band 16 der Beihefte zur Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins. An einer Schnittstelle zwischen Neuer Diplomatiegeschichte und Stadtgeschichte untersucht sie die Außenbeziehungen der Reichsstadt Aachen mit Frankreich während des Holländischen Krieges 1672–1679.
Um diese Zeit war Aachen zwar eine Reichsstadt, die auf Grund ihrer Geschichte reiche Traditionen und europaweit anerkanntes kulturelles Kapital vorweisen konnte, politisch jedoch war sie weitgehend unbedeutend geworden. Die Außenbeziehungen der Stadt mit Frankreich waren in diesen Kriegsjahren besonders ausgeprägt – befanden sich doch zu fast allen Zeiten dieses Konflikts französische Truppen in der Nähe der Stadt, zeitweise sogar in ihr. Man musste sich also notgedrungen miteinander arrangieren – was einen intensiven Kontakt der Aachener mit den Franzosen zur Folge hatte.
So umfangreich die Quellen, so lückenhaft die Forschung
Grundlage der Untersuchung von Florian Obrecht bilden demnach mehr als 1.200 Dokumente aus dem Aachener Stadtarchiv – darunter Rats- und Beamtenprotokolle, Korrespondenzen, Eingaben und Bittschriften an den französischen König und Verträgen –, über 100 Korrespondenzen und Briefwechsel aus den französischen Außen- und Verteidigungsministerien und Akten aus dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien, da Aachen als Reichsstadt dem Kaiser direkt unterstellt war. Doch die zahlreichen Dokumente, Protokolle, Verträge und Briefe können nicht darüber hinwegtäuschen, wie lückenhaft die Forschungslage zur Geschichte der Stadt Aachen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bislang ist. Neben der Darstellung der Außenpolitik Aachens gegenüber Frankreich stellt die gut recherchierte Arbeit auf mikropolitischer Ebene die Handlungen einzelner Akteure und deren Bedeutung in den Vordergrund.
Entstanden ist eine gut lesbare Darstellung Aachens zur Zeit des Holländischen Krieges und eine Schilderung des räumlichen Nebeneinanders von Deutschen und Franzosen – die bis heute nichts von ihrer Brisanz und ihrer Aktualität verloren hat.
Florian Gerald Obrecht: Kaiserstadt und Sonnenkönig – Die Außenbeziehungen der Reichsstadt Aachen mit Frankreich während des Holländischen Krieges 1672–1679 (=Beihefte der Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins), herausgegeben vom Aachener Geschichtsverein, erschienen im Verlag PH.C.W. SCHMIDT aus Neustadt an der Aisch, ISBN 978-3-87707- 272-1, Ladenpreis 49,00 €.