Wolfgang Hartmann, Das Burgenrätsel Miltenberg – Freudenberg und die treuen Weiber von Weinsberg. Auf Spuren der Herren von Dürn vom Kloster Amorbach zum ersten Stauferkönig, hg. von W. Hartmann in Zusammenarbeit mit den Museen der Stadt Miltenberg, Neustadt an der Aisch 2021, ISBN 978-3-9816592-2-1.
Dass die Geschichte uns laufend Rätsel aufgibt, ist an sich ja nicht neu. Immer dann, wenn wir meinen, ein Rätsel gelöst zu haben, harrt schon das nächste seiner Auflösung und Nachforschung. Wie unterhaltsam und dabei äußerst informativ dieses Rätselraten sein kann, das zeigt Wolfgang Hartmann in vorliegendem „Burgenrätsel“, dem seine langjährigen Forschungen galten.
Entstanden ist daraus auf knapp 280 Seiten eine spannungsreiche, großzügig und abwechslungsreich bebilderte Monographie in elf Akten, nein Kapiteln. Ihre ausgesprochen kluge, leserfreundliche Struktur mit ausgewogen portionierten Teilen, geschickt verknüpft und mit prägnanten Überschriften versehen, machen das entstehende Ganze beim Lesen oder auch nur Blättern zum Vergnügen. Zudem hat der Autor natürlich auch reichlich neue Erkenntnisse und vielleicht des „Rätsels Lösung“ parat. Sowie auch schier Unglaubliches:
Weinsberg: als die Frauen ihre Männer noch auf Händen trugen …
Wir schreiben das Jahr 1140, es tobt eine erbitterte Fehde zwischen Staufern und Welfen um die Burg Weinsberg, als sich der staufische Sieger Konrad III. zu einer milden Geste bereit erklärt. Er gibt den Frauen der unterlegenen Gegner das Zugeständnis, sie dürften von der belagerten Burg frei abziehen – samt aller „tragbaren Habe“. Und was schleppten diese mit? Nicht Gold oder Schmuck, nicht Lebensmittel oder Speckseiten (von Tand wie Klamotten, Schuhen oder Beautycases ganz abgesehen), nein – kein Scherz: Sie schulterten ihre todgeweihten Männer und retteten ihnen so das Leben. So dokumentiert es die „Kölner Königschronik“, die sich über die Motive – Liebe und Treue? Anderes? – leider ausschweigt. So ging Frauenpower im Hochmittelalter?!
Die Burgen Mildenburg und Freudenberg. Waldürn, Henneberg und das Kloster Amorbach
Und was diese herzige Episode mit den Burgen Mildenburg und Freudenberg zu tun hat, wie die Herren von Walldürn, die Grafen von Henneberg und vor allem das Kloster Amorbach involviert waren, diese Fragen, (Noch-) Geheimnisse und Rätsel wird Ihnen Wolfgang Hartmann im vorliegenden Band gerne fundiert, ausführlich und kurzweilig beantworten.
Auch wer nicht gerne liest. Allein die zahlreichen Abbildungen machen das Buch sowohl für Einheimische als auch für historisch Interessierte hochinteressant. Die zahlreichen Aufnahmen berücksichtigen nämlich stets die siedlungsgeographischen Aspekte und machen diese durch ihre Aufnahmeperspektive sichtbar und deutlich.
Hallo, leider muss ich diesem Buch wiedersprechen! Nach vierzigjahren Forschung zu den Edelfreien von Dürn und noch lebenden Nachfahren von der weiblichen Linie in den Niederlanden habe ich ganz andere Informationen wie Herr Hartmann.
Rupertus de Ahelfingen wurde zu Rupertus de Durne der in 146 Urkunden von Kaiser Barbarosa als Zeuge genannt wird und den Kaiser auf 6 Reisen nach Italien begleitete war mit dem Kaiser auf der Frohburg (Froburg) am Hauensteinpass in der Schweiz die leider durch ein Erdbeben zerstört wurde aber die Fundamente wurden um 1900 wieder freigelegt und diese Burg wurde Spiegelbildlich von Rupertus auf dem Wildenberg bei Amorbach nachgebaut.
Autor Wolfgang Hartmann, ehem. Kreisarchiv- und Kreisheimatpfleger im Landkreis Miltenberg
Die Ahelfingen-Dürn-Theorie des Kommentators, von der er mich schon vor einiger Zeit überzeugen wollte, beinhaltet so viele Widersprüche und Ungereimtheiten, dass ich es mir erspar(t)e, darauf ausführlicher einzugehen. Hier nur so viel dazu: Den erstmals 1198 in Erscheinung tretenden Niederadeligen von Ahelfingen im oberen Kochertal soll nach Ansicht von Herrn Becker früher ein (nirgends belegter) Rupert von Ahelfingen angehört haben. Dieser soll mit dem hochadeligen Rupert von Dürn (1171/1197) identisch sein, den Friedrich Barbarossa 1168 mit der Schirmvogtei des Klosters Amorbach betraut hat und der in zahlreichen Kaiserurkunden als Zeuge erscheint.
Abgesehen vom Standesunterschied zwischen beiden Familien und der in meinem Buch ausfindig gemachten Abstammung der Edelherren von Dürn bestanden auch keinerlei Beziehungen der als oettingische und ellwangische Ministeriale fungierenden Ahelfinger zur Benediktinerabtei Amorbach im nördlichen Odenwald. Herr Becker dürfte keinen seriösen Historiker finden, der seine verwegene Theorie (zu der ihn offensichtlich die Ähnlichkeit der Wappen beider Familien verleitete) unterstützt.