Werner Loibl, Der Vater der fürstbischöflichen Erthals – Philipp Christoph von und zu Erthal 1689–1748 (=Veröffentlichungen des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e.V., Band 64), Aschaffenburg 2016, ISBN 978-3-87965-126-9.

Wer braucht schon die Royals hier in Franken, wenn auch der hiesige Adel mehr als interessante Geschichte(n) schrieb?

 

Frontispiz des Buches über Erthal, Phillip Christoph,

 

Biographie von Phillip Christoph von und zu Erthal.

 

So etwa die ungewöhnliche Lebensgeschichte eines gebildeten Sprösslings aus fränkischem Adel, der als nachgeborener Sohn schließlich zum Familienoberhaupt seines Geschlechts, geschätzten Bauherrn, hochdekorierten Beamten und gar weltläufigen Diplomaten avancierte. Mit knapp 900 Seiten und basierend auf einem immensen Quellenfundus ist die äußerst detailreich nachgezeichnete Biographie zugleich eine Art Vermächtnis aus der Feder des bereits 2014 verstorbenen Historikers Loibl (geb. 1943), der sich schon mit der dreibändigen Geschichte der Lohrer Spiegelmanufaktur 2012 um die Historie vor Ort verdient gemacht hatte.

Als Amtmann in Lohr am Main stand der vielfache Würdenträger seit 1719 und bis zu seinem Tod im Dienste des politisch äußerst einflussreichen Fürstbischofs von Mainz. Unter anderem war Erthal als „Obersaltzdirector“ und „Hofkavaliersarchitekt“ bzw. „Baudiplomat“ für die Schönborns tätig und daneben auch für private Familiengüter an Saale und Thulba, in Roden- und Sackenbach. Als Bauherr des prächtigen „Erthaler Hofes“ in Mainz hinterließ er der Nachwelt ein bis heute imposantes Zeugnis spätbarocker Stadtarchitektur und konnte später auch noch seinen Söhnen Friedrich Carl und Franz Ludwig mit hohen kurmainzischen Ämtern im fränkisch-rheinischen Raum ein Auskommen sichern.

Die Erthal und die europäische Geschichte.

 

Das turbulente politische Ringen der europäischen Mächte in den Jahren 1741–45 erlebte er als Mainzer Gesandter und Konferenzminister „hautnah“ inmitten ihrer Zentren, ob in auch in diplomatischer Mission in Frankfurt, Wien, Prag und London oder an den Höfen des Preußenkönigs Friedrichs II. und der österreichischen Kaiserin Maria-Theresia. Da waren später „auf der Zielgeraden des Lebens“ vergebene Titel wie die eines Obermarschalls und Hofkammer-Vizepräsidenten nur noch Zugaben eines mehr als ereignisreichen Lebens.