Inge Lippert: Das Hochstift Würzburger Hafnerhandwerk 1455 – 1802. Privilegien, Organisation, Handwerk und Handel (Mainfränkische Studien 92)

In jüngerer Zeit wurde in der Forschung zur Handwerksgeschichte in Unterfranken eine Organisation wieder zum Vorschein gebracht, deren Existenz für lange Zeit nahezu vergessen worden war. Dabei handelt es sich um die fürstbischöflich privilegierte Korporation der Hafner des ehemaligen Hochstifts Würzburg, das Anfang des 19. Jahrhunderts Teil des heutigen Unterfrankens wurde. Der Zusammenschluss der Hafner – heute kennt man diesen Beruf eher unter der Bezeichnung Töpfer – bestand immerhin über den Zeitraum von etwa 350 Jahren. In Band 92 der „Mainfränkischen Studien“ beleuchtet Inge Lippert diesen Teil der Geschichte des Hafnerhandwerks und stellt wesentliches Quellenmaterial vor.

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Urkundliche Privilegien der Selbstverwaltung und Gerichtsbarkeit

Lippert beginnt mit einem Blick auf die verschiedenen Briefe und Urkunden, durch die den Hafnern auf dem Gebiet des Hochstifts Würzburg Privilegien zugesprochen wurden. Die älteste Datierung hierzu stammt aus dem Jahr 1455, und von dort spannt sich der Bogen bis 1802. Ausführlich vorgestellt wird ein Urkundentext von 1575, in dem Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn die herausgehobene Stellung bestätigte, die das hochstiftliche Hafnerhandwerk bereits seit der Mitte des vorherigen Jahrhunderts genoss. Die Privilegien der autonomen Selbstverwaltung und der internen Gerichtsbarkeit ermöglichten es der würzburgischen Korporation beispielsweise, Maßnahmen gegen Handwerkskonkurrenz einzuleiten und Verstöße zu verfolgen

 

Landesweite Organisation

Das Regelwerk der Hochstift Würzburger Hafner, darunter die Bedingungen zur Aufnahme in die Korporation, wird im Buch ebenso ausführlich dargestellt wie die Struktur der Organisation. Grundsätzlich bestand für jeden Hafner des Hochstifts Würzburg die Pflichtmitgliedschaft. Ausländische Hafner, die auf Hochstiftsgebiet Handel treiben wollten, konnten um Aufnahme in die Korporation ersuchen. Die Mitglieder trafen sich in einer jährlich stattfindenden Versammlung und wählten bei dieser Gelegenheit ihre Vorstandschaft und die Gerichtsschöffen. Diese waren dem Landesherren gegenüber für den rechtmäßigen Umgang mit den Privilegien und für die Einhaltung der Handwerksordnung verantwortlich.

 

Ein spannender Blick in die mainfränkische Handwerksgeschichte

Auch über das Handwerk selbst und über Warenarten, die aus den ausgewerteten Quellen des 15. bis 18. Jahrhunderts hervorgehen, wird im Buch berichtet. Insgesamt erfährt der Leser in Lipperts umfangreicher Arbeit viel Interessantes zum Leben und zur rechtlichen Stellung der Hafner im Hochstift Würzburg, darunter auch manch überraschenden Fakt. So beeindrucken die Nachrichten über weite Anreisen, die viele Hafer auf sich nahmen, um zu den jährlichen Mitgliederversammlungen zu gelangen oder um per Mainfloß Marktorte anzusteuern. Außerdem liest man davon, dass ein Zeitgenosse um 1800 die Verwaltungsfreiheit der Hafner mit dem Bild eines Staates im Staat in Verbindung brachte. Es handelt sich um ein informatives Buch und einen wertvollen Beitrag zur Geschichte des Handwerks im mainfränkischen Raum.

 

Inge Lippert: Das Hochstift Würzburger Hafnerhandwerk 1455 – 1802. Privilegien, Organisation, Handwerk und Handel. Band 92 der Mainfränkischen Studien, herausgegeben von „Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. Würzburg“, erschienen im Verlag PH. C. W. SCHMIDT aus Neustadt an der Aisch, ISBN 978-3-949015-06-9, Ladenpreis 32,00 €.