Laschinger, Johannes (Hg.), Glaube und Herrschaft. Amberg und die Reformation, Vorträge zum Reformationsjubiläum (= Beiträge zur Geschichte und Kultur der Stadt Amberg, Band 8, hg. vom Stadtarchiv Amberg), Amberg 2019, ISBN 978-3-924707-13-2.

 

„Wer über sich haut, dem fallen die Späne in die Augen“. Mit dieser eher rustikalen Redensart, die leicht auch als Lutherzitat durchginge, war eine im Reformationsjubiläumsjahr 2017 im oberpfälzischen Amberg veranstaltete Vortragsreihe betitelt. Deren acht Beiträge finden sich nun, versehen mit einem oberbürgermeisterlichen Geleitwort und einer Einleitung des Herausgebers und Stadtarchivars Johannes Laschinger, in vorliegendem Band unter weniger eingängigem Titel publiziert.

Und nach kurzem Nachschlagen wird sich auch gleich die Frage erübrigen, wieso auf dem Buchtitel das Stadtwappen des „katholischen“ Amberg ausgerechnet auf einem Fenster der ur-protestantischen Schlosskirche in Wittenberg abgebildet ist, Ort des legendären Thesenanschlags von 1517. Die Rolle der Stadt an der Vils innerhalb der deutschen Reformation war offenbar doch weit interessanter, als bisher vielleicht angenommen – und deshalb war das Wappen im Historismus in einer Serie von Glasfenstern in der Lutherstadt verewigt worden. In der nun von Johannes Laschinger besorgten Edition der sog. Lutherbriefe im Anhang lässt sich übrigens die zeitgenössische Korrespondenz der Amberger Stadtoberen mit den Wittenberger Reformatoren – nur für Geübte! – im Wortlaut nachlesen.

Kirchenfenster in Wittenberg

 

Die anderen Beiträge befassen sich mit dem wichtigsten Anliegen der reformatorischen Lehre (J. von Kölichen), dem Anfang und Fortgang der Reformation in der Vilsstadt (V. Wappmann), dem Thema Bildung (J. Laschinger), dem katholischen „Widerstand“ (W. Schrüfer), der geistlichen Dichtung des Stadtkämmerers Leonhard Müntzer (M. Knedlik), dem zeitgenössischen Buchdruck (B. Lübbers) sowie dem Streit zwischen Stadt und Kurfürsten (M. Schöberl).

 

Die Reformation in Sulzbach-Rosenberg

Und was besonders die Geschichtsfreunde aus dem benachbarten Sulzbach-Rosenberg freuen wird: Der Sulzbacher Stadtheimatpfleger und Theologe Markus Lommer widmet unter dem Titel „Amberg als (ein) Sonderfall? – Ein Vergleich mit der reformatorischen Entwicklung in Sulzbach“ stolze hundert Seiten und damit knapp ein Drittel der Gesamtvolumens der Darstellung der Reformation in der kleineren Herzogsstadt im Westen des Landkreises Amberg-Sulzbach.