Silvia Glaser (unter Mitarbeit von Michael Neubauer), Malerei und Feuerkunst, Steinzeug, Irdenware und Fayencen der Sammlung Neuner, Band III, Neustadt an der Aisch 2020, ISBN 978-3-87707-191-5.
Bemalte „Feuerkunst“ aus Renaissance und Barock in Deutschland – das ist die besondere Leidenschaft des Rückersdorfer Kunstfreundes und Keramiksammlers Helmut Neuner. Er vereint in seiner privaten Sammlung hochklassige Arbeiten der Nürnberger und Augsburger Hausmaler des 17. und frühen 18. Jahrhunderts mit denen diverser deutscher Fayence-Manufakturen, etwa solche aus der legendären Ansbacher „Grünen Familie“ – zu sehen auf der Kanne mit fabelhaftem Pfauenvogel inmitten einer üppig bunten Blütensymphonie auf dem Titel.Ebenso singulär wie spektakulär dürfte auch seine Kollektion von Creußener Steinzeugen sein, die im vorliegenden Band unter insgesamt 120 erlesenen Stücken auf 282 Seiten ebenfalls gebührend präsentiert werden.
So stellt man sich einen gelungenen Sammlungsband vor: professionell (auch was die meist nur beiläufig dokumentierten Zinnmarken anbetrifft) und ausführlich, dabei übersichtlich und bestens bebildert, versehen mit einem soliden Literaturverzeichnis und Registern zu Personen, Orten sowie erfreulicher Weise auch den dargestellten Themen. Zeit also auch für Sie, eventuell verstaubende Kleinodien und Krüge einmal vom Regal oder aus dem Schrank zu holen?
Allemal wird es sich lohnen, sie endlich einmal genauer zu betrachten und zu goutieren – und gegebenenfalls, sollte zweifelsfrei kein besonderer kunsthistorischer oder ideeller Wert vorliegen (nach vorheriger Rücksprache mit einem Profi natürlich!), das Krügel oder die Kanne wieder einem praktischen Zweck zuzuführen, sprich: mit geeigneten Flüssigkeiten zu füllen und wieder zu leeren.
Der 2017 verstorbene Münchner Kunsthistoriker Alfred Ziffer als eine graue Eminenz der deutschen Keramikforschung hatte 2005 und 2012 die ersten beiden Kataloge mit 200 Objekten aus der fränkischen Privatsammlung Neuner bearbeitet. Silvia Glaser, im Hauptberuf Leiterin der Sammlung Gewerbemuseum und Design am GNM, hat als exzellente Keramik-Kennerin nun in seiner Nachfolge den dritten Band verfasst, mit mitunter diplomatisch eingebundener Expertise und unter Mitarbeit des Creußener Historikers Michael Neubauer als Spezialist für oberfränkische Steinzeuge.
Und wenn Sie bei Themen wie „Wahunsonacock alias Powhatan“ passen müssen, geht es Ihnen wie uns … Klingt doch irgendwie indianisch, oder? Bei aller materialbedingten Erdung, Nachhaltigkeit und oft auch thematischen Bodenständigkeit keramischer Kunst (Helmut Neuners „Brotberuf“ als Geschäftsmann ist übrigens die Branche Geflügelzucht) geben sie auch immer eine oft glänzende Fläche ab für exotische Exkurse und phantastische Projektionen – also auch für eine Pocahontas unter Palmen …