Mit der neuesten Quellenedition der Gesellschaft für Fränkische Geschichte erscheint ein im Jahr 1532 angelegtes Zins- und Lagerbuch, ein Verzeichnis der Besitztümer Hans Christoph von Berlichingens (gest. 1570). Aufgrund Prof. Dr. Kurt Andermanns langjähriger Forschungsarbeit erscheint dieses interessante Dokument erstmals in einer textkritischen und vollständigen Ausgabe, versehen mit einer Einführung, die den historischen Kontext des Werkes und seine wissenschaftliche Bedeutung erläutert.
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Eine berühmte Familie
Hans Christoph von Berlichingen (gest. 1570) entstammte einem seit dem 13. Jahrhundert bezeugten fränkischen Ritteradelsgeschlecht. Zu seinen Verwandten zählte unter anderem der berühmte Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand, ein entfernter Vetter, für den er sich auch in dessen Auseinandersetzung mit dem Schwäbischen Bund verbürgte. In späteren Jahren stand Hans Christoph vor allem in Diensten der Würzburger Bischöfe. Nachdem im Jahr 1531 sein Vater verstorben war, war er als ältester noch lebender Sohn der Erbe der elterlichen Besitztümer, dazu kamen diejenigen, die seine erste Frau, Agnes Haberkorn von Zellingen, mit in die Ehe gebracht hatte.
Ein vollständiges Besitzverzeichnis
Das berlichingische Zins- und Lagerbuch von 1532, verfasst von dem päpstlich autorisierten Notar Johannes Neubeck aus Heilbronn, stellt eine Zusammenfassung älterer Rechtstitel dar, ohne selbst urkundlich beglaubigt zu sein. Dennoch ist es von exemplarischem Wert, nicht allein für die Familie von Berlichingen, sondern auch für die wirtschaftlichen Verhältnisse des fränkischen Ritteradels um die Wende vom Mittelalter zur Neuzeit. Das Buch verzeichnet die Güter in geographischer Ordnung, beginnend mit den Besitzungen um die Jagst, wo das väterliche Familienerbe lag, gefolgt von den Besitzungen südlich des Mains, die die Mutter in die Familie eingebracht hatte, und jenen nördlich des Mains, die auf Hans Christophs Ehe mit Agnes Haberkorn von Zeilingen zurückgingen. Aus den Auflistungen und Beschreibungen der einzelnen Besitztümer und Rechte wird deutlich, wie sich ritteradlige Herrschaft auf die Untertanen und Hintersassen, auf die dörflichen Gemeinden und auf die ländliche Gesellschaft insgesamt auswirkte, wie die beiderseitigen Rechte und Pflichten verteilt waren. Das Zins- und Lagerbuch gewährt damit vielfältige Einblicke in die komplexen Rechts-, Wirtschafts- und Sozialverhältnisse seiner Zeit.
Kurt Andermann: „Das Zins- und Lagerbuch Hans Christoph von Berlichingens (†1570) aus dem Jahr 1532 “, herausgegeben von der Gesellschaft für fränkische Geschichte e.V. (Reihe X, Quellen zur Rechts- und Wirtschaftsgeschichte Frankens, Band 14), ist unter der ISBN 978-3-86652-114-8 erschienen im Verlag PH. C. W. SCHMIDT aus Neustadt an der Aisch, der Ladenpreis beträgt 20,00 €.