Einst und Jetzt, Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung e. V. Band 65, hg. vom Verein für corpsstudentische Geschichtsforschung e. V. in Zusammenarbeit mit dem Institut für Hochschulkunde an der Universität Würzburg, Neustadt an der Aisch 2020, ISBN 978-3-87707-182-3.
Warum sollten wir, was wir bei Professor Karl Friedrich Börne (unübertrefflich hier: Jan-Josef Liefers) als legendärem Rechtsmediziner aus dem Münsteraner „Tatort“ so schrullig-charmant finden, nicht einfach als Impuls sehen, Vielfalt und Bereicherung auch von den Seiten anzunehmen, wo gemeinhin viel zu einfach und engstirnig nur das „Ewiggestrige“ vermutet wird?
Dies wird schon durch das ebenso amüsante wie zeitkritische Geleitwort von Hans Peter Hümmer bestätigt, seines Zeichens Schriftleiter des Jahrbuchs. Und entsprechend kurzweilig und informativ gestaltet sich auch die folgende Lese-Reise über gut 300 Seiten: ins akademische Wien der Vorkriegszeit, in die Fashion-Welt der studentischen Kleidung im Spiegel einer Würzburger Sammlung oder von „Caps“ aus Halle anno 1825, über die Andenkenproduktion der Jenenser Porzellanmaler, das Stammbuch eines dortigen Gastwirts und Studentenvaters namens Senf oder einen amerikanischen Präsidentensohn, bis hin zu den militärischen Ambitionen Freiberger wie Erlanger Studenten ab 1919 oder der Frage nach der Strafbarkeit von Duell und Mensur in der Schweiz – olim et nunc natürlich.
Wer trotzdem darauf beharrt, Verbindungen, Korporierte und Farben tragende Studenten seien von (vor-)gestern, dem wird folglich auch ein nicht unwesentliches Stück deutscher und internationaler Kultur- und Hochschulgeschichte und akademischen Lebens entgehen.
Einst und Jetzt
Tempora mutantur, das ja, aber „drücken, halten, wischen“ auf dem Smartphone-Screen als Devise und Zukunftsalternative zu „vivat, crescat, floreat“, es lebe, blühe und gedeihe? Naja, scribens manet, wer schreibt, der bleibt – damit wären wir schon einmal auf der sicheren Seite.