Stadtarchiv Würzburg: „Es ändert sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen.“ Aspekte der Würzburger Stadtgeschichte nach 1945. Vorträge der Veranstaltungsreihe ‚Wintergeschichte(n) des Stadtarchivs Würzburg 2019/20 (= Schriften des Stadtarchivs Würzburg, Heft 21)
Dieses Zitat von Friedrich Schiller trifft auch auf Würzburg zu. Nach dem Luftangriff am 16. März 1945 lag die Stadt in Trümmern, viele Menschen hatten ihr Leben verloren. Und doch ging die Geschichte Würzburgs in diesen Tagen nicht zu Ende.
Die Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges stand in Würzburg bislang nicht allzu sehr im Fokus wissenschaftlichen Interesses. Im Winterhalbjahr 2019/20 wurde deshalb vom Stadtarchiv Würzburg eine Vortragsreihe veranstaltet, in der einige Aspekte der Würzburger Nachkriegsgeschichte näher betrachtet wurden.
In Heft 21 der Schriften des Würzburger Stadtarchivs liegen nun die Vorträge in gedruckter Form vor, die im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Wintergeschichte(n)“ gehalten wurden.
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Das Würzburger Spielzeugmuseum Lydia Bayer
Helmut Schwarz würdigt das Spielzeugmuseum Lydia Bayer sowie das Leben und Schaffen seiner Gründerin. Im Advent 1962 wurde in Würzburg das erste private Spielzeugmuseum der Bundesrepublik Deutschland eröffnet. Dank der Sammelleidenschaft von Lydia Bayer und ihrer Familie hatte man hier im Lauf von Jahrzehnten eine bedeutende Sammlung von historischem Spielzeug zusammengetragen. Obwohl das Museum anschließend nur drei Jahre lang existierte, hat es doch internationale Bedeutung erlangt. Denn das weltbekannte Nürnberger Spielzeugmuseum hat Würzburger Wurzeln: es fußt auf den Sammlungen der Familie Bayer.
Würzburg als Vorreiter der internationalen Entwicklungsarbeit
Auch in Sachen Städtepartnerschaften hat Würzburg nach dem Zweiten Weltkrieg eine Vorreiterrolle in Bayern übernommen. Bereits 1966 beschloss der Stadtrat die Partnerschaft mit der afrikanischen Kommune Mwanza in Tansania. Larissa Wagner setzt sich am Beispiel der Entstehung und Entwicklung dieser Partnerschaft mit der Frage auseinander, inwiefern Kontakte und Initiativen auf kommunaler Ebene die internationale Zusammenarbeit seit den 1960er Jahren prägten und welche Möglichkeiten und Grenzen es dabei für eine Stadt wie Würzburg gab.
Würzburgs deutsch-amerikanisches Erbe
Leighton Barracks, so wurde die amerikanische Garnisonsstadt in Würzburg fast 60 Jahre lang genannt. Heute befindet sich hier auf dem Hubland Würzburgs modernster Stadtteil – 2018 wurde dort sogar die Landesgartenschau ausgerichtet. Maren Dürrschmid beschäftigt sich nicht nur mit der Geschichte der US-Militärgemeinde und den Leighton Barracks im Wandel der Zeit. Sie greift auch die Frage auf, warum so viele Menschen eine emotionale Bindung zu diesem Areal aufgebaut haben, und erörtert die deutsch-amerikanischen Beziehungen in Würzburg seit dem Zweiten Weltkrieg. Nicht zuletzt stellt sie auch die Frage, wie die Erinnerungskultur trotz fortschreitender Veränderungen am Hubland aufrechterhalten werden kann.
Insgesamt ist es dem Stadtarchiv mit den „Wintergeschichten“ gelungen, ein buntes, vielseitiges und detailreiches Bild der Entwicklung Würzburgs nach dem Zweiten Weltkrieg zu zeichnen. Und so bestätigen die Beiträge der Autoren wirklich das Zitat Friedrich Schillers: „Es ändert sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen.“
Es ändert sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen. Aspekte der Würzburger Stadtgeschichte nach 1945. Vorträge der Veranstaltungsreihe ‚Wintergeschichte(n) des Stadtarchivs Würzburg 2019/20 (= Schriften des Stadtarchivs Würzburg, Heft 21), herausgegeben vom Stadtarchiv Würzburg, erschienen im Verlag PH.C.W. SCHMIDT, Neustadt an der Aisch, ISBN 978-3-87707-224-0, Ladenpreis 12,00 €.