Happy Birthday, Gültstein!
Rechtzeitig zum 1250-jährigen Jubiläum ist sie erschienen, die wahrhaft beeindruckende Geschichte des idyllisch im Ammertal gelegenen Ortes – mitten in Württemberg südwestlich von Stuttgart, heute zu Herrenberg und ehemals zum alten Landkreis Böblingen gehörig. Zu diesem besonderen Anlass gratuliert neben dem Ortsvorsteher, dem Oberbürgermeister und dem Landrat in einem Grußwort auch kein Geringerer als der „Landesvater“ und Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
Gültstein 769–2019, hg. von Stefanie Albus-Kötz im Auftrag der Großen Kreisstadt Herrenberg (= Herrenberger Historische Schriften Bd. 12), Neustadt a. d. Aisch 2019, ISBN 978-3-96049-054-8
Gültstein bei Herrenberg. Von der Geologie zur NS-Zeit.
Der chronologische Spaziergang durch Gültsteins allgemeine Zeitgeschichte in Form historischer Beiträge beginnt mit der Landschaftsgeologie und frühen Besiedelung Gültsteins. Er reicht über das Mittelalter und die Erstnennung 769 im Schenkungsbuch des Klosters Lorsch an der Bergstraße bis in die turbulenten Zeiten von Reformation und Barock. Und er behandelt die Zugehörigkeit zum Königreich Württemberg bis 1918 ebenso wie die NS-Zeit und Jahrzehnte später die höchst umstrittene Eingemeindung nach Herrenberg 1975, um schließlich mit der „rasanten“ Entwicklung in jüngster Zeit bis 2009 zu enden.
Einzelstudien dagegen befassen sich im Anschluss mit besonders wichtigen Aspekten wie der reichen Baugeschichte, mit Wald, Flur und Weinbau, der Alltagskultur, dörflichem Leben und wirtschaftlicher Entwicklung. Sie erzählen über Krieg, Flüchtlinge und Vertriebene, die Städtepartnerschaft zu Amplepuis in Frankreich, eine Bürgerinitiative sowie nicht zuletzt die „Gülschter Säu“ – nun ja, lesen Sie am besten selbst, welche Bewandtnis es mit diesem Spitznamen hat…
Ein eigenes Kapitel ist übrigens den berühmten Töchtern und Söhnen Gültsteins gewidmet. Zu nennen wären hier Anton Baumann (Kurunternehmer), Otto Kapp von Gültstein (Eisenbahnpionier), Jakob Weimer (SPD), Hans Hahn-Seebruck (Maler und Bildhauer) und Gottlob Wohlbold (Bürgermeister).
Bildmaterial zu Gültstein
Besonders erwähnenswert ist die üppige Auswahl an Bildern, oft unveröffentlicht und aus privaten Fotoalben stammend, die detailreich und informativ das Werk bereichert.
Dass im letzten Teil der über 700 Seiten dicken Ortsgeschichte auch den Kirchengemeinden, den zahlreichen Vereinen und örtlichen Einrichtungen Raum gegeben wurde, ihr Wirken in Wort und Bild zu dokumentieren, spricht für das enorme ehrenamtliche Engagement ebenso wie für das starke Gemeinwesen in Gültstein.
Eine kurzweilige und vergnügliche Lektüre nicht nur für Einheimische.
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