Jahrbuch für fränkische Landesforschung 79/80 (herausgegeben vom Zentralinstitut für Regionenforschung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg – Sektion Franken), Neustadt an der Aisch 2021, ISBN 978-3-940049-27-8.

 

Jahrbuch für fränkische Landesforschung 79/80 (2020)

 

Der Band – das ist die schlechte und betrübliche Nachricht zu Anfang – ist dem Gedenken von gleich zwei hochverdienten Größen der fränkischen Landesforschung gewidmet: Hartmut Heller (1941–2020) und Franz Machilek (1934–2021), die beide leider verstorben sind und jeweils mit einem Nachruf gewürdigt werden.

Erfreulich dagegen die Anzahl an Arbeiten zur Landesgeschichte an der FAU im anschließenden Bericht sowie die elf alsdann folgenden Abhandlungen. Sie beginnen im 12. Jahrhundert mit einem Beitrag zu Hermann von Stahleck-Höchstadt (S. Huppertz-Wild) und weiters dem heiligen Mauritius in Franken und dem Moritzberg mit seiner Wallfahrtskirche (H. Flachenecker). U. K. Jacobs befasst sich mit dem biblischen Moses, genauer mit seiner Ikonographie als Kanzelträger in der lutherischen Kunst des 17. Jahrhundert, während Ch. Gunkel der Rolle von Jobst Christoph Kreß von Kressenstein und Tobias Oelhafen von Schöllenbach als Nürnberger Gesandte beim Westfälischen Friedenskongress nachgeht.

Nun sticht ein Beitrag ganz besonders heraus, schon wegen seines umfangreichen Anhangs: N. Webers Studie zu Sophie Christiane von Brandenburg-Kulmbach und dem „Schönbergischen Gesangbuch“ als Zeitdokument des Pietismus (S. 95–192). Es ermöglicht dem Leser des 21. Jahrhunderts ein durchaus auch vergnügliches Eintauchen in die Seelennöte und Freuden eines Christenmenschen um 1700: Nr. 231 „O Heucheley! Du schnöde Larv’“, Nr. 952 f. „Was brüstet sich dein hoher Mut“, „O lieber Mensch, die Rechnung fehlt!“, Nr. 960 „Ade, du falsche Welt“. Oder doch lieber gemäß Nr. 912 „Gib dich zufrieden und sei stille“ (von Paul Gerhardt)?

Zur Bamberger Direktorialgesandtschaft in der Institution des Fränkischen Reichskreises während der Epoche der Aufklärung schreibt nachfolgend B. Sicken, zum Ende der fränkischen Reichsritterschaft M. Puchta („Der Genius der Zeit mag sein Amt verrichten, und die alte Welt sterbe auch in Franken“). Die Schulverbote gegen katholische Priester der Würzburger Diözese in der NS-Zeit beschäftigen T. Haaf. Von der geplanten Verlegung der Universität Würzburg nach Bamberg und den damit verbundenen Diskussionen erfahren wir aus dem Beitrag von A. Metz. Auch F. Sendner behandelt ein brisantes und umstrittenes Nachkriegsthema: Gustav Schickedanz, seine Rolle im Dritten Reich und sein Spruchkammerverfahren.

Zuvor berichtet E. Then noch über die englische Malerin Dame Laura Knight und ihre wahrlich merkwürdige Mission in Nürnberg 1946. Hatte sie doch die Aufgabe, die Beteiligten der Nürnberger Prozesse, Ankläger wie Angeklagte, ins Bild zu setzen (S. 295–330) – mit Zeichenstift, Pinsel und Leinwand statt der Kamera.

 

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