In dieser mikroperspektivischen Studie untersucht Gabi Rudolf bis dato unbearbeitetes Quellenmaterial, welches die Lebenswirklichkeit jüdischer Erwerbstätiger in zwei fränkischen Orten – dem hochstiftisch-würzburgischen Arnstein und dem ritterschaftlichen Kondominat Thüngen – in der Frühen Neuzeit betreffen. Der Vergleich der gewählten Untersuchungsorte zeigt eindrücklich, wie sehr die ökonomischen Möglichkeiten der jüdischen Schutzverwandten, in einem Wirtschaftsraum und -system agieren zu können, durch die unterschiedlichen Territorialherrschaften bestimmt wurden.
Die Studie fördert dabei viel Interessantes, aber insbesondere auch völlig Unerwartetes zu Tage. Deutlich benannt werden die rechtlichen und wirtschaftlichen Grenzen, die den Handlungsräumen von Juden im 17. und 18. Jahrhundert durch die Territorialherren und die christliche Mehrheitsgesellschaft gesetzt waren. Andererseits lässt sich trotz dieser Beschränkungen eine erstaunliche Siedlungskontinuität in den Untersuchungsorten und ein bemerkenswerter Pragmatismus nachvollziehen, mit dem den herrschaftlichen Vorgaben im Alltag begegnet wurde. Auch die Möglichkeiten von Jüdinnen im Geschäftsleben werden, wo sie sich greifen lassen, bewusst in den Blick genommen. Diese Studie erlaubt durch die Gegenüberstellung der Landesherrschaften Hochstift/Reichsritterschaft einen vertieften Einblick auf die vormoderne jüdische Ökonomie mit Erkenntnissen, die sich in abgewandelter Form auch auf andere Orte übertragen lassen.