Kriegsenden in europäischen Heimaten, Bracknell, Haubourdin, Jülich, Leverkusen, Ljubljana, Racibórz, Schwedt, Villeneuve d’Ascq, hg. von Guido von Büren, Michael D. Gutbier und Wolfgang Hasberg (= Jülicher Forschungen Bd. 12; Montanus – Schriftenreihe zur Lokal- und Regionalgeschichte in Leverkusen Bd. 18), Neustadt a. d. Aisch 2019, ISBN 978-3-87707-145-8.

 

Kriegsende in Europa

Der Erste Weltkriegs aus der Sicht ehemals verfeindeter europäischer „Heimaten“ – das ist die Idee hinter dem 2014 begonnenen, jetzt beendeten Geschichtsprojekt „Der Erste Weltkrieg, Euphorie und Neuanfang – Entwicklungen und Wahrnehmungen in europäischen Städten 1914–1918“. Und während zum 100. Jahrestag des Kriegsbeginns Bücher und Projekte noch reichlich Konjunktur hatten, wird hier das vielleicht zu wenig „erinnerte“ Kriegsende genauer betrachtet.

 

Das Ende des 1. Weltkrieges aus lokalhistorischer Sicht

 

Sieben vom Krieg heimgesuchte Städte und ihr „Leben im Krieg“ vor Ort und zuhause standen im Mittelpunkt des Projektes, zu dessen Abschluss jetzt die vorliegende, über 600 Seiten starke und reich bebilderte Publikation in handlichem Format erschienen ist.

 

 

 

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Kriegsende am Beispiel von Orten in England, Deutschland, Slowenien, Polen und Frankreich

 

Den (alphabetischen) Anfang macht das britische Bracknell, unweit von London und fern der Front auf dem Festland. Es folgen von deutscher Seite ausführliche Beiträge/Untersuchungen zu den früheren Garnisonsstädten Jülich und Schwedt sowie zum stark industriell geprägten Leverkusen. Als früherer Teil des Vielvölkerstaates der k. und k. Monarchie steht das ehemals österreichische, heute slowenische Ljubljana im Blickpunkt, anschließend das dazumal preußische, dann „zwischen die Fronten“ geratene und heute polnische Ratibor in Oberschlesien. Villeneuve d’Ascq und Haubourdin im Norden Frankreichs dagegen waren „Heimaten“, die stark von der Besatzung betroffen waren und deren Schicksal am Schluss untersucht wird.

Kurze, einführende Worte und vier allgemeinhistorisch ausgerichtete Beiträge zum „Anfang eines Endes“ ebnen dem Leser den Zugang zum mitunter schwierigen (Kriegs-) Terrain unter teils etwas sperrigen Überschriften ebenso wie eine Dokumentation ausgewählter Exponate zum Thema. „Erinnern oder Vergessen?“, so lautet am Ende die entscheidende, fast „explosiv“ formulierte Frage der Herausgeber nach dem adäquaten Umgang mit Krieg und Erinnerung. Am Ende herrscht Nachdenklichkeit, gefolgt von einer ausführlichen Dokumentation aller Projektaktivitäten samt Ausstellungen und Begleitprogramme sowie Quellen und Literatur.

Unauthorisierter Epilog:

Endlich erhebt sich hier nun die kritische Frage nach der Rezeption solcher „Erinnerungsprojekte“. 512,6 Millionen geschätzte EU-Bürger, davon ca. 20 % „Illiterati“. Ein zunehmend harscher Ton in der politischen Sprache, kollektive Empörungswellen, Hochkonjunktur simplifizierender Erklärungs“modelle“. Wirken da noch unsere eruditiven Anstrengungen? Walter Falk hatte schon 1983 prognostiziert, dass: „… unsere Lebenswirklichkeit im Zeichen einer Destruktionsmacht, (…) die wir nicht zu beherrschen vermögen“ steht. (Des Teufels Wiederkehr, S. 75). Aber: Setzen wir uns nicht dem Vorwurf des Fatalismus aus – auch Schlafwandeln führt zum Ziel!