Morde in Schwäbisch Hall

Krimizeit! Es muss nicht immer ein mitunter etwas sperriger „Tatort“ oder „Polizeiruf“, ein braungebrannter, aber langweiliger Commissario im Maßanzug aus Irgenwo-am-Mittelmeer oder gar ein psychopathisches Gemetzel skandinavischer Machart sein. Lassen Sie uns – abseits überhand nehmender, öder Provinz-Sheriff-Serien – bodenständiger und traditioneller sein und die echten, „kleinen Morde“ in der Heimat, quasi vor der Haustüre, goutieren. Sie passier(+)en immer und überall – auch (oder gerade?) im scheinbar so beschaulichen und friedlichen Schwäbisch Hall. Keine Fiktion, Fakten aus dem Archiv und Mut zum „Unerfreulichen“ oder eher Hässlichen, Abgründigen, Schauerlichen … dafür mit Humor verpackt, das ist das Erfolgsrezept. So geschehen bei

Andreas Maisch, Kleine Morde unter Hallern. Unerfreuliches aus der Stadtgeschichte (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Schwäbisch Hall, Heft 35), Neustadt an der Aisch 2020, ISBN 978-3-932146-46-6.

 

 

Zusammenarbeit der Schwäbisch Haller Geschichtswerkstatt und dem Stadtarchivar Andreas Maisch

Dem Geleitwort des OB, dem Vorwort des Vorsitzenden der vorbildlich engagierten örtlichen Geschichts-Werkstatt und einer gründlichen historischen Einleitung (köstlich: der Pantoffel-Voodoo-Zauber an einem Ratsherren gleich anfangs) folgt eine „Chronologie des Grauens“ in 25 Episoden auf knapp 400 Seiten. Sie reicht von den mörderischen und kriminellen Zeiten des Bauernkriegs ab 1525 bis hin zum Mordversuch mit Mäusegift in der „Riebelesuppe“ des Ehemanns 1799, jeweils sorgfältigst recherchiert, dokumentiert und – im Rahmen des Möglichen – sogar bebildert.

 

Daher von uns schon ob der Spannung und des Unterhaltungswertes: eine klare Kaufempfehlung!

Und ganz wie in der namengebenden, unbedingt sehenswerten Filmkomödie von Danny Boyle von 1994, im Original übrigens „Shallow Grave“ betitelt (das Grab, das die Leichen oder Verbrechen nicht auf Dauer bewahren kann), tut dem durchaus anspruchsvollen, seriösen und im Grunde sehr tragischen Thema eine gute Portion schwarzen Humor „zur Verpackung“ absolut gut. Heitere Gelassenheit, das kann man von den Briten durchaus lernen. What’s a little murder among friends?, fragt der Untertitel: Mord schon, aber doch nur ein „kleiner“, nur zum Spaß, ganz unter Freunden …

Ein nettes Detail noch zum Schluss: die Abbildung auf der Einbandrückseite mit einem Umschlag für Mäusegift. Und ja, Frauen töten (außer mit Blicken) wohl doch am häufigsten mit Gift -… äh, und am ehesten unliebsame Ehemänner.