Nachlässe im Bayerischen Hauptstaatsarchiv

Verzeichnis der Nachlässe im Bayerischen Hauptstaatsarchiv, bearbeitet von Sylvia Krauß in Zusammenarbeit mit Josef Anker, Julian Holzapfl, Gerhard Immler, Johannes Moosdiele-Hitzler und Ingrid Sauer (= Bayerische Archivinventare Bd. 58), München 2019, ISBN 978-3-938831-88-5.

 

Biographien erschließen. Die Nachlässe im Bayerischen Hauptstaatsarchiv.

 

Wer bin ich? Who is who?– Schon die 20 Miniaturporträts auf dem Cover könnten zu einem kleinen Ratespiel zu mehr oder weniger bekannten Persönlichkeiten aus Geschichte, Politik und öffentlichem Leben in Bayern anregen. Dabei geht es nicht nur um längst oder unlängst Verstorbene, denn schon zu Lebzeiten gelangen ausgewählte Nachlässe oft ins Archiv.

Waren 2005 noch insgesamt 233 Nachlässe und Familienarchive im BHStA verzeichnet, ist deren Zahl in der vorliegenden zweiten Auflage) bereits auf 512 angewachsen (Stand: 2016). Diese sind alphabetisch von A bis Z verzeichnet, beschrieben und zusätzlich durch ein Personenregister erschlossen. Der Zuwachs ergibt sich durch eine gezielte Erwerbspolitik ebenso wie durch größere Übernahmen wie die des Sudetendeutschen Archivs.

 

Quellen zu den Biographien von Widerstandskämpfer und die Bayreuther Wagner

 

Besonders erwähnenswert unter den „Neuzugängen“ sind die Nachlässe einiger Widerstandskämpfer im Dritten Reich wie Alexander Schmorell, Christoph Probst oder Willi Graf für das Weiße-Rose-Archiv oder die der Bayreuther Wagner-Enkel Wieland und Wolfgang (bald ist wieder Festspielzeit!), die nun der Forschung zugänglich sind. Zu den kleinen Zugängen zählen auch einzelne besonders wertvolle Zeitzeugengespräche und Augenzeugenberichte.

Genügt in der Tabelle der erfassten Daten bei Einzelpersonen noch das Geburts- und ggf. Todesdatum, wenn möglich ergänzt durch eine Porträtabbildung, so werden bei Familien- und Adelsnachlässen alle relevanten Mitglieder aufgezählt. Der Nennung von Beruf, Lebensstationen oder Ämtern folgen Angaben zum Inhalt – üblicherweise Korrespondenz, Manuskripte, Druckwerke etc., mitunter aber überraschend detailliert erfasste einzelne Briefe, Fotos oder Dokumente.

 

Adelsnachlässe bis ins 16. Jahrhundert zurück

 

Erstaunlich auch, dass sich unter der Rubrik „Laufzeit“ bis ins 16. Jahrhundert zurückreichende Quellen vor allem aus Adelsbesitz finden und der Umfang von 0,01 laufenden Metern, entsprechend etwa einer Kladde, bis zu fast 20 Metern reicht, so etwa bei Therese von Bayern. Eine Erschließung ist meist schon mittels Repertorien erfolgt, nur vereinzelt „summarisch“ oder gar nicht. Am Ende jeden Eintrags finden sich Standortsignaturen und ggf. Verweise auf andere Bestände im Haus oder andernorts.

Werden die laufend noch anwachsenden Bestände in Zukunft auch mittels hauseigener Online-Findmitteldatenbank oder die „Zentrale Datenbank Nachlässe“ des Bundesarchivs recherchierbar sein, so ist eine Veröffentlichung in Buchform dennoch mehr als berechtigt – im Dienste der Öffentlichkeitsarbeit ebenso wie dem des ständig auf neue Entdeckungen bedachten Geschichtsfreundes.

 

Fazit: Unterhaltsames Stöbern unbedingt garantiert!