Ulm und Kaufbeuren: Stadtgeschichte. Die neuesten Publikationen
Zwei neue Publikationen zur Geschichte von Ulm und Kaufbeuren.
Die stadtgeschichtliche Forschung hat in der Bayerischen Geschichtswissenschaft eine lange, beständige Tradition. Einmal gibt es da den 1906 durch die Gründung des „Vereins zur Herausgabe des Historischen Atlas von Bayern“ grundgelegten „Historischen Atlas von Bayern“. Zum anderen sei exemplarisch verwiesen auf die „Bayerische Landesbibliothek Online. Das Portal zu Geschichte und Kultur des Freistaats.“
Doch auch außerhalb dieser großen wissenschaftlichen Projekte tut sich einiges im Bereich Stadtforschung in Bayern wie in unserem Fall zu Ulm und Kaufbeuren.
Kaufbeuren, Anfänge, Umbrüche, Traditionen, 900 Jahre Stadtgeschichte 1116–2016, hg. von Stefan Fischer, Neustadt an der Aisch 2016.
Kaufbeuren, die reizvolle, ehemalige Reichsstadt am nordwestlichen Rand des Allgäus, feierte 2016 ihren 900. Geburtstag. Anlässlich der 1116 erfolgten Erstnennung der Edelherren von Beuren in den Quellen und unter Federführung des Stadtarchivars Stefan Fischer will die hier vorliegende, 392 Seiten umfassende Festschrift „Weggabelungen“ und entscheidende Zeitabschnitte der Lokalgeschichte neu beleuchten und darstellen, noch über die z. B. mit der Kaufbeurer Schriftenreihe oder den Kaufbeurer Geschichtsblättern gut erforschte Stadtgeschichte hinaus.
So befasst sich H. Lausser etwa eingehend mit der Entwicklung „Vom Kolonisationsstützpunkt zur Reichsstadt“ (S. 9-52), M. Simm mit dem „Ausbau Kaufbeurens zur Stadt“ (S. 53-78) und M. Haller mit dem „Privilegienbrief König Rudolfs …“ und seiner Bedeutung (S. 79-115), während Th. Pfundner dagegen die „Reformation in Kaufbeuren“ (S. 117-149) untersucht. Es folgen Aufsätze zur „bikonfessionellen Stadt“ (S. Dieter, S. 151-191), der Zeit „Zwischen Kurfürst und Kaiser…“ (S. Fischer, S. 193-229) und zu „Kaufbeuren und der Industrialisierung“ (C. Malek, S. 231-256), aber auch zu Neugablonz, seinen Heimatvertriebenen und den Folgen für Kaufbeuren (M. Heerdegen, „Eine Stadt wächst über sich hinaus…“, S. 257-289). Th. Städele schließlich behandelt „Die Gebietsreform von 1970 bis 1972…“ und ihre Folgen (S. 291-336). Neun „druckfrische“ Beiträge aus der Feder renommierter Lokalhistoriker, die sich kein Freund der schwäbischen Geschichte entgehen lassen sollte.
Dieses Werk, bei uns im Verlag Ph. C. W. Schmidt, erschienen können sie HIER bestellen.
Übrigens: Der „Historischer Atlas von Bayern“ zu Kaufbeuren ist derzeit in Bearbeitung durch Katharina Streif.
In Ulm, um Ulm, um Ulm herum…
Endlich hat nun auch Ulm ein Straßennamenbuch! Herkunft, Bedeutung und Entwicklung der Ulmer Straßennamen seit dem Mittelalter sind Gegenstand dieser Publikation
Wolf-Henning Petershagen, Ulms Straßennamen, Geschichte und Erklärung (= Forschungen zur Geschichte der Stadt Ulm, Reihe Dokumentation 15), hg. vom Haus der Stadtgeschichte – Stadtarchiv Ulm, Ulm 2016.
Das 222 Seiten starke, mit 84 Abbildungen illustrierte Buch, in der der Historiker, Kulturwissenschaftler und Journalist Wolf-Henning Petershagen zugleich auch ein Stück Stadtgeschichte beschreibt und um manche Facetten bereichert. Wie kann also eine Straße „Hinter dem Brot“ heißen? Wieso gibt es eine „Hafengasse“ und keinen (ehemaligen) Hafen? Diesen und anderen Fragen geht der Autor auf den Grund. Einer „Gebrauchsanweisung“ in Kap. 1 mit dem sehr nützlichen Hinweis auf ergänzendes, online verfügbares Material des Stadtarchivs und einem die Tücken der Forschung erläuternden Vorwort in Kap. 2 folgt auf fast 70 Seiten eine ausführliche „Stadtgeschichte im Spiegel der Straßennamen“ (Kap. 3). Es folgt das eigentliche alphabetische Lexikon (S. 83–214) sowie ein ausführliches Quellen- und Literaturverzeichnis.
Ein Muss für alle Ulmer und Freunde der schwäbischen und württembergischen Geschichte! Und für solche, die sich nicht gerne hinters Brot, äh Licht, führen lassen – und hinter dem Namen zu Recht ein Haus mit Pfisterei oder Bäckerei vermuten.