Harry Graeber: Doch Dolly Parton sang nicht! Wenn’s in der Menschwelt menschelt
Von beruflicher Vielfalt kann Harry Graeber besser als jeder andere ein Liedchen singen, war doch seine Laufbahn in mehr als einer Hinsicht turbulent. Was als langweilige und herkömmliche Karriere in Form eines Sitzberuflers begann, dessen größte Freude darin bestand, dass sich sein Bürostuhl drehte, entwickelte sich schnell weiter: Vom Lagerarbeiter führte Harry Graebers beruflicher Weg zum ADAC-Mitarbeiter, zum Kaufmannsgehilfen, weiter zum Sparkassen-Angestellten, zum Buchhalter in einer Klinik, bis hin zum Regierungsangestellten und Standesbeamten. Doch wirkliche Erfüllung in seinem Schaffen fand er erst in seiner aktuellen Beschäftigung als freier Zeremonienmeister und als rechtlicher Betreuer für behinderte und kranke Mitmenschen – in diesem Zusammenhang entstanden abwechslungsreiche Anekdoten sowohl über die Licht- als auch über die Schattenseiten des Lebens, die von großer Empathie und Mitmenschlichkeit zeugen.
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Balance-Akt zwischen Ernst und Schmunzeln
So erfahren die Leser unter anderem von Ronny und dessen bestem Freund – dem Alkohol. Einfühlsam und angesichts des düsteren Themas erstaunlich humorvoll berichtet Harry Graeber vom Leben dieses Mannes, das aufgrund der Alkoholsucht mehr und mehr den Bach hinunter ging. Zu lesen, wie ein im Grunde gutmütiger, zuvorkommender Mensch zunehmend den Bezug zu sich selbst verlor, mag im ersten Moment erschreckend klingen, doch Harry Graeber schildert die Ereignisse auf äußerst mitfühlende Weise, vor allem in Bezug auf das Leid, das Ronnys Familie aufgrund dessen Trinksucht widerfuhr. Dabei wirkt die Erzählung niemals naiv oder verharmlosend, im Gegenteil: der Bezug zur Realität bleibt stets erhalten und auch der Balance-Akt zwischen Ernst und Schmunzeln wird mit Bravour gemeistert.
Schwarzglänzende Hochzeitsträume in der Toskana
Als Trauredner ist Harry Graeber auch international im Einsatz. Bei der von ihm als „burggräfliche Vermählung“ betitelten Hochzeitsfeier in der Toskana war überaus große Abwechslung geboten: von Notfällen wie abgebrochenen Absätzen der handgenähten Cowboystiefel des Bräutigams, einem schwarzglänzenden Maserati im Parkverbot und einer gestressten, aber liebenswürdigen Eventmanagerin bis hin zu einer traumhaften Trauung vor einer malerischen Kulisse erzählt Harry Graeber und unterhält die Leserschaft auch hier wieder mit wohlplatziertem Augenzwinkern.
Die besondere Beziehung von Dolly und Bob
Doch nicht nur als Trau- sondern auch Trauerredner ist Harry Graeber tätig. So erwies er unter anderem dem verstorbenen Bob die letzte Ehre in Form einer persönlichen Ansprache. Bobs Leben war eine wahre Achterbahnfahrt mit deutlich mehr Tiefen als Höhen. Beginnend mit einer Kindheit, die von Gewalt und Misshandlung geprägt war, schwor er als Folge seiner traumatischen Erlebnisse sogleich dem Alkohol die Treue – gepaart mit einem beachtlichen Welt- und Menschenhass. Auch diese arme Seele nahm Harry Graeber als rechtlicher Betreuer in seine Obhut und half ihm dabei, seine große Liebe zu finden: Dolly Parton. Ihre Musik brachte Bob wieder auf den rechten Weg und verlieh im in vielerlei Hinsicht neue Lebensqualität. Auf welch passende Weise die besondere Beziehung von Dolly und Bob endete, soll hier jedoch noch nicht verraten werden.
Lesen Sie selbst und erfahren Sie in abwechslungsreichen Anekdoten davon, wie es in der Menschwelt so menschelt!
Harry Graeber: „Doch Dolly Parton sang nicht! Wenn’s in der Menschwelt menschelt“, erschienen im Verlag P.H.CW. SCHMIDT aus Neustadt an der Aisch, ISBN 978-3-87707-295-0, Ladenpreis 16,90 €.